Fragen zu diesem und jenem

Wann soll man eine Buchrestaurierung in Betracht ziehen?


Kann man ein Buch wirklich restaurieren?


Gibt es vor der Restaurierung einen Kostenvoranschlag?


Was kostet die Restaurierung eines Buchs?


Können Sie den Wert meines Buches schätzen?


Auftragsablauf?


Wie lange dauert die Restaurierung eines Buches?


Werden die Restaurierungsarbeiten dokumentiert?


Mit welchen Materialien wird mein/unser Buch traktiert werden?


Was ist der Unterschied zwischen Restaurierung und Konservierung?


Gibt es allgemein verbindliche Richtlinien (und Qualitätskriterien) für die Buchrestaurierung?


Wo haben Sie die Eignung zum Buchrestaurieren erlangt?


Kann man selbst etwas für die Erhaltung tun oder sogar hie und da instandsetzen?


Arbeiten Sie auch vor Ort, d.h. in meiner/unserer Bibliothek?


Wie funktionieren die Vergrößerungen der Bilder auf Ihrer Website?


Wann soll man eine Buchrestaurierung in Betracht ziehen?
Diese schwierige Frage läßt sich deshalb nicht allgemein beantworten, weil unser Verhältnis zu Büchern kein allgemeines, sondern ein individuelles ist. Allgemein etwa so allgemein wie die Gewißheit verstanden, daß unsere Gattung eine lange bücherlose Geschichte besitzt und daß die Auffassung, diese Verhältnisse könnten sich wieder einstellen, kaum zu widerlegen ist.
Andererseits besitzen wir alle die Fähigkeit aus der eigenen Perspektive eine der anderen Individuen zu generieren. So gerüstet nehmen wir zur Kenntnis, daß Bücher primär zwar Textbehältnisse sind, gleichwohl in ihrem materialisierten Charakter Fragen, die über den Text hinausgehen, an uns richten. Die der Entstehung und — vor allem — die Geschichte dieser Gegenstand gewordenen Form. Soweit es unsere Aufmerksamkeit erregt und wir werden gewahr, daß es dem Buch an seiner Gegenständlichkeit gebricht, so sollte ein instandsetzender Eingriff erwogen werden. Wie ein solcher aussehen und ob überhaupt ein (stets!) verändernder, ob nicht eine konservierende Maßnahme schon genügen würde, mögen auch diese Seiten andeuten.

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Kann man ein Buch wirklich restaurieren?
Wörtlich genommen, es hieße dann: wiederherstellen, nein. Vielleicht kann man es bei Verhältnissen (›in den vorigen Stand setzen‹) tun, bei dinglichen Objekten setzte es voraus, daß der Zeitpfeil seine Richtung ändere und dabei die Kette der geschehenen Kausalität nicht verletzt werde.
Daß man dennoch vom Restaurieren spricht — und ich meine, zu Recht —, erklärt sich aus der Richtung woher diese Wendung kommt: vom Auftraggeber wird erwartet, daß der betreffende Gegenstand an sich, und das ist etwas anderes als sein zweckhaftes oder funktionales Geeignetsein, im ersten Vordergrund der verändernden Eingriffe steht. Wer seine Tätigkeit als eine restaurierende bezeichnet, bejaht ausdrücklich diese Zentrierung, der sich die je eigenen kreativen Bestrebungen unterordnen müssen und signalisiert überdies, daß es auch auf die ausgeführten Technologien zutreffe. Die Buchrestaurierung ist dann ihr Vollzug am konkreten Buch unter der Waltung der oben erwähnten Prämisse.

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Gibt es vor der Restaurierung einen Kostenvoranschlag?
Allgemein nein, zumindestens nicht im Sinne eines rechtlich verbindlichen. Allerdings wird vorher eine Schätzung vorgenommen. Hierbei werden die Daten der zerstörungsfreien Untersuchung gegen meine Erfahrungen projeziert, gegebenfalls alternative Wege aufgezeichnet, und hieraus der Kostenrahmen als Schätzung gebildet. Geschätzte Zahlen werden in den allermeisten Fällen eingehalten, ist eine Schätzung schwierig, da man etwa am Anfang nicht weiß, ob sich alles wie gedacht entwickelt, werden nur ungefähre Zahlen damit genannt, daß diese während des Arbeitsfortgangs präzisiert werden.

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Was kostet die Restaurierung eines Buchs?
Diese Kosten sind reine Arbeitszeitkosten gewichtet mit einem Faktor der Rarität. Rarität meint eine objektiv aufgefaßte Seltenheit. Bei den meisten Handschriften können wir von wirklichen Unikaten sprechen, ein Conversations-Lexikon seit Generationen im Familienbesitz ist auch sicherlich einmalig, doch solcher Familien gibt es mehr. In der Regel liegt hier der Stundensatz auf dem Niveau einer Handwerkerstunde, was deutlich weniger als in einer Kfz-Werkstatt ist. Der oben erwähnte Faktor beträgt höchstens 2.0 und wird selbstredend vorab deklariert.

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Können Sie den Wert meines Buches schätzen?
Wenn Sie den Verkaufswert meinen, dann kaum. Weil ich keinen Handel mit antiquarischen oder restaurierbedürftigen Büchern betreibe, kann ich Sie nur an die öffentlich zugänglichen Informationsquellen verweisen.
Anders freilich, wenn es um eine materielle Begutachtung geht. Hier können Sie vom qualifizierten Urteil zum Papier, Satz, Ausstattung (Illustrationen!), Druck und selbstverständlich Bindung ausgehen.

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Auftragsablauf?
Von gut bebilderten Ausnahmen abgesehen, muß ich das Buch zuerst untersucht haben, bevor ich mich zu einer möglichen Restaurierung äußern kann. Im Großraum München können wir uns telefonisch zu einem Vorort-Besuch verabreden (08158.6111), andernfalls ist eine Paketsendung der beste Weg:

Buchrestaurierung Andert, Zugspitzstr. 36, 82327 Tutzing

Sie bekommen umgehend eine Bestätigung des Empfangs und gegebenenfalls die erste Einschätzung. Je nach der Komplexität kann eine Schätzung auch länger währen. Auf jeden Fall werden Sie vor dem Beginn der Arbeiten um eine Freigabe gebeten.

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Wie lange dauert die Restaurierung eines Buches?
Da ich selbst mit Büchern lebe, weiß ich sehr wohl, wie man ein auch nur temporär nicht greifbares vermissen mag. Daher werden die Arbeiten bei mir zügig abgewickelt. Als Zeiteinheit können Sie mit Wochen rechnen. Ausgenommen freilich die seltenen Fälle, daß das Objekt auch außer Haus behandelt werden soll/muß.

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Werden die Restaurierungsarbeiten dokumentiert?
Generell ja, allerdings mit einer Pragmatik, die das konkrete Buch nahelegt. Neben obligatorischen Fotoaufnahmen, die dem Auftraggeber zur kostenfreien Verfügung stehen, listet jede Kostennote den genauen Umfang der Arbeiten auf. Nicht bei jedem aber bei vielen Büchern wird auch der Arbeitsfortgang im Detail fotografisch festgehalten. Hierzu zählen insbesondere seltene Funde, erst im demontierten Zustand sich zeigende Besonderheiten jedweder Art und ähnliches. Auf Wunsch wird auch ein, jedoch kostenpflichtiges Protokoll geführt. Hierzu bedarf es eine vorherigen Absprache, denn eine verbindliche Art der Protokollierung ist bislang nicht existent.

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Mit welchen Materialien wird mein/unser Buch traktiert werden?
Die Ersatz- bzw. Ergänzungsstoffe (Leder, Pergament, Papier usw.) müssen sowohl technischen wie auch ästhetischen Qualitätsanforderungen genügen. Leder wird hier ergänzt mit
englischem Kalbleder, alaungegerbtem Schweinsleder französischer Provenienz, Einbandgewebe meist mit echtem (vlämischen) Leinen. Ähnlich Pergament. Aus ästhetischen Gründen werden Ergänzungen auch mit natürlich gealterten Stoffen (mit entsprechender Patina) dann vorgenommen, wenn hinsichtlich der Funktionalität keine Befürchtung besteht.
Geklebt wird mit diversen Kleisterstärken (Weizen, Reis), Haut- oder Pergamentleim bzw. mit Gelatine. Papiere, die ersetzt werden müssen, kommen entweder aus meiner Papiersammlung oder von in Europa verstreuten, noch vorhandenen Papiermühlen. Maschinenpapier wird nur dann verwendet, wenn das Original bereits mit maschinellen Papier hergestellt wurde. Pappen werden darüberhinaus der Haptik, des Klangs und vor allem des Gewichts wegen auch selbst hergestellt.
Vergoldet wird mit dem sgn. Doppeldukatengold, 23.5 ct.

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Was ist der Unterschied zwischen Restaurierung und Konservierung?
Konservierung soll man in zweierlei Hinsicht verstehen: die Wahrung des gegenwärtigen Zustands und Wappnung gegen die Kontingenzen des weiteren Gebrauchs, ein Schutzbehältnis wäre hier ein Beispiel, andererseits sind es alle Maßnahmen und Handarbeiten, die an der Originalsubstanz des Buches nichts ändern. Wieder nur als Beispiel: abstauben, trocken reinigen, lüften oder sparsam fetten. Demnach ist eine Restaurierung stets als ein verändernder Eingriff zu deuten,
cfr. oben #2

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Gibt es allgemein verbindliche Richtlinien (und Qualitätskriterien) für die Buchrestaurierung?
Streng, dh. wörtlich genommen, nein. Selbstverständlich existieren mehr oder weniger ausformulierte Maßstäbe,
Forum Bestanderhaltung, doch schon ein oberflächlicher Blick offenbart bestehende Unterschiede s. etwa hier.
Hinzu kommen noch die fühlbar differierenden gesellschaftlichen Ausprägungen, etwa entlang der uralten europäischen Kulturgrenze, des Rheins. Rechts, in Richtung Osten von ihm spürt man die maßgebenden Einflüsse großer Institutionen: Museen, Bibliotheken, Ausbildungsstätten, links, im Europas Westen, stellt das tradierte Streben nach individueller Souveränität dieser Gravität ein derartig feinkörniges Medium entgegen, das sich auch an solchen Details ablesen läßt, wie sie eine kürzlich erfolgte Befragung unter niederländischen Kollegen zutage förderte: „there are no two conservators.. who prepare their starch-based adhesive in the same way“ (IADA Symposium 2005, s. PapierRestaurierung Vol. 6, No. 3).

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Wo haben Sie die Eignung zum Buchrestaurieren erlangt?
Die erste pratische Schulung bekam ich während meines Zweitstudiums der Kunsterziehung in der Buchbinderei einer größeren Landesbibliothek. Restaurierung der Ledereinbände lernte ich bei Bernard Middleton in England, die der Pergamente und Pergamenteinbände im Zisterzienserkloster Certosa del Galluzzo (Florenz). Bei der Papierrestaurierung orientier(t)e ich mich an Maximen, die vor dem Problem (und der Zeit) der Massenrestaurierung von Max Schweidler (Berlin) und Joseph Meder (Wien) formuliert wurden.

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Kann man selbst etwas für die Erhaltung tun oder sogar hie und da instandsetzen?
Ja, ein zweifaches. Bis auf diesen Seiten eine diesbezügliche Rubrik erscheint, möchten Sie sich bitte direkt an mich wenden. Gemeinsam werden eine Weise finden, wie Ihnen geholfen werden kann.

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Arbeiten Sie auch vor Ort, d.h. in meiner/unserer Bibliothek?
Generell ja, es ist schließlich nichts ungewöhnliches, Heribert Tenschert läßt dazu in seine Bibermühle Kollegen aus England einfliegen, hängt jedoch verständlicherweise vom Umfang der notwendigen Arbeiten ab. Die Erfahrung zeigte bisjetzt, daß es für die meisten konservatorischen, also die reinigenden, pflegenden und schützenden Tätigkeiten sogar vom Vorteil ist, wenn sie direkt vor Ort geschehen. Genauso einfache Reparaturen, etwa: lose Blätter, Eselsohren, klaffende Ecken u.ä. Bei komplexeren Eingriffen ist aber meine Werkstattaustattung mitunter unverzichtbar. Doch die Vorarbeit in der Bibliothek macht sich hier positiv bemerkbar: der Ablauf geht --da vorbereitet-- rascher und gezielter vonstatten.

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Wie funktionieren die Vergrößerungen der Bilder auf Ihrer Website?
Es sind JavaScript Funktionen, für die ich Walter Bislin aus der Schweiz verdanke. Er ist so freundlich und stellt sie im Internet zur Verfügung.
Hier ist seine Seite

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