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Aber auch der neue Rücken, der zugleich der Träger des alten werden soll,
verlangt eine dementsprechende Zurichtung. Es ist zunächst seine Auswahl, war
das Original glatt, so bleibt zur Wahl Schaf oder Kalb, doch Schafsleder in
bester Qualität zu bekommen ist schwieriger geworden, daher wird in dieser
Werkstatt anilin gefärbtes Kalb englischer Provenienz bevorzugt. Die
alaungegerbten Schweinslederbände hat man hie und mit alaungegerbter, daher
weißer Ziege restauriert, jetzt sind die Bezugsbedingungen für das nicht
ersetzbare Schweinsleder wieder besser geworden.
Die Bandgröße ist der Anhaltspunkt im Hinblick auf die zu wählende Lederdicke,
aber die üblicherweise gelieferten (>1,1 mm) sind für den angestrebten Zweck
eindeutig zu viel, maximal 0,9 mm sind völlig ausreichend, bei Bändchen bis 0,6
mm. Für den Ausschnitt des Nutzens beachtet man auch die Form der erhabenen
Bünde, sind sie imposant, so geht das Einledern deutlich leichter vonstatten,
wenn man quer zu den Hauptrippen auschneidet, mit dem Nachteil, daß der Rücken
keineswegs so flexibel ist, wie wenn man parallel zu ihnen ausgeschnitten
hätte; der ansonsten bevorzugte Ausschnitt. Das Ribbeln des Ledernutzens und
sein umsichtiges Ausschärfen verstehen sich von selbst. Wenn nicht bereits
vorher gelöst, so muß spätestens jetzt entschieden werden, wie die Behandlung
der etwaigen Streifen der bestochenen Kapitale geschieht. Sind sie in Ordnung
(nicht verhärtet) und reichen bis auf die Deckel hinüber, so wird dieser
Deckelübergang studiert um zu entscheiden, ob sie beibehalten werden – was nach
sich zieht, daß die Ledereinschläge genau dort angeschnitten werden müssen, was
wiederum deshalb vom Nachteil ist, weil es sich um die im Gebrauch meist
strapazierte Zone handelt, die damit willkürlich geschwächt werde –, oder doch
zu entfernen sein. In diesem Fall vermag das bestochene Kapital bleiben, ob man
dann mit einer in die Ledereinschläge an den Kapitalen eingelegten Hanfschnüre
eine Verstärkung einbaut, ist strittig. Da in dieser Werkstatt weniger als
buchbinderisch üblich geschärft wird, wird es hier nur dann gemacht, wenn die
ursprünglichen Deckelfalzkanten zu üppig an den Kapitalen abgeschrägt wurden
und dadurch große Distanzen zu überbrücken sind.
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